Bei der dritten Teilnahme des TSV am Europapokal, der dieses Jahr auf Rhodos stattfand, wollten die Schönaicher an ihre erfolgreiche Premiere anknüpfen, auch wenn die Setzliste mit Rang 76 unter 102 Teams eher einen schweren Stand prophezeite. Mit einer großen Eröffnungsfeier im Palast der Großmeister lieferte die griechische Insel den Auftakt zu einem rundum würdigen Rahmen für dieses schachliche Großevent.
Wie erwartet gab es gegen die starken Griechen aus Kavala in der ersten Runde nichts zu holen, lediglich Tobias Bärwinkel konnte mit einem Remis gegen GM Mastrovasilis ein Ausrufezeichen setzen. In der zweiten Runde gab sich das Team bei der Pflichtaufgabe gegen Cardiff 2 gar keine Blöße und verbuchte ein glattes 6-0.
Sehr spannend wurde es dann in Runde 3 gegen die Finnen aus Aatos bei Helsinki. Kapitän Moritz Reck und Niko Pogan verbuchten verdiente Siege mit weiß, Nils Stukenbrok ging an seinen Chancen auf Vorteil vorbei und steigerte mit seinem Remis die weiße Ausbeute auf 2,5/3. Zu diesem Zeitpunkt sah es ganz gut aus, dass aus den 3 Schwarzbrettern noch ein halber oder ganzer Punkt dazukommen würde und als Jan Philipp Rechner mit einer Gabel eine Figur gewinnen konnte, kippte die Waage noch mehr in Richtung der Schönaicher. Leider endeten alle 3 noch laufenden Partien mit dem schlechteren Ende für den TSV, so dass nur noch der halbe von Jan Philipp dazukam, wobei dort und bei Chris Beyer zumindest einmal die Chance auf mehr bestanden hatte.
In Runde 4 stand im deutschen Duell mit dem Lister Turm Hannover von Setzplatz 32 ein sehr starker Gegnerauf dem Programm. Allerdings fiel beim Gegner ein Spieler krankheitsbedingt aus und letztlich sollte sich dieser kampflos gewonnene Punkt doppelt auszahlen. Chris zeigte die ganze Partie über, dass er sich im Stellungstyp besser auskennt und entschied das Match mit einem taktischen Schlag samt Turmgewinn. Niko und Moritz mussten die Waffen strecken, doch Jan Philipp zeigte sich in seiner Partie bestens aufgelegt, gewann in Zeitnot die Dame und brachte den TSV damit wieder in Führung. Daher musste Hannover an Brett 1 das Remis ablehnen und auf Sieg spielen, doch diese Versuche konterte Tobias souverän mit einem erfolgreichen Mattangriff.
Mit 5-3 Punkten stand vor Runde 5 ein fantastischer 37. Rang zu Buche und entsprechend wurden die Aufgaben immer anspruchsvoller. Gegen den schwedischen Club Rockaden von Setzplatz 17 konnte die Favoritenrolle kaum klarer verteilt sein. Schon ziemlich früh geriet Moritz mit schwarz unter die Räder, doch die anderen 5 zeigten sich gut aufgelegt und hielten sich in der Eröffnung und dem frühen Mittelspiel alle schadlos. Bei Tobias und Jan Philipp standen schon früh sehr ausgeglichene Endspiele auf dem Brett und Chris und Niko konnten sogar beide einen Bauern gewinnen. Dann wurde es noch besser, Jan Philipps Gegner stellte einzügig die Partie ein und das einzige Brett, bei dem man sich etwas Sorgen machen musste war Nils, doch auch dort sollte die Stellung gut haltbar sein. Bei Niko war das Brett noch ziemlich voll und die Stellung kompliziert, daher nahm er in der Zeitnotphase ein Remisangebot an. Ziemlich zeitgleich kippte leider die Stellung bei Nils und Chris übersah einen taktischen Schlag, mit dem der Gegner ein Remisendspiel erreichte. Bei Tobias ging die Partie noch einige Züge, die Damen wurden getauscht, doch auch im Bauernendspiel verließ die Partie nie das Gleichgewicht. Daher stand am Ende eine knappe und ziemlich unglückliche 2.5-3,5 Niederlage, doch auf diese Leistung konnte das Team wirklich stolz sein.
Die 6. Runde brachte das nächste Duell mit finnischen Gegnern von Tammer Shakki. Tobias zeigte sich weiterhin gut aufgelegt und entschied den offenen Schlagabtausch mit zwischenzeitlichem Qualitätsopfer am Spitzenbrett für die Schönaicher. Die Bretter 2-5 endeten allesamt friedlich, doch leider konnte Moritz nach 6 Stunden Spielzeit trotz 2 Mehrbauern den Mattangriff seines Gegners nicht abwehren, so dass auch dieses deutsch-finnische Duell keinen Sieger fand.
Die Schlussrunde brachte ein Duell mit den Luxemburgern von Cavalier Differdange, welches unter sehr schlechten Vorzeichen stand. Zum einen hatte man mit diesem Gegner bereits bei den beiden anderen Teilnahmen die Klingen gekreuzt und jeweils verloren, zum anderen musste der stärkste Schönaicher Spieler Tobias mit einem Remis seine Norm für den Titel des internationalen Meisters absichern, so dass die aussichtsreichste Option auf einen Brettsieg genommen war. Leider lief es dann auch wie immer gegen Differdange, mit der schwächsten Leistung des Turniers konnten lediglich 3 Remis von Tobias, Niko und Jan Philipp verbucht werden.
Damit fiel das Team, dass das komplette Turnier zuvor fast immer in der oberen Hälfte platziert war noch auf Rang 64 zurück. Doch auch diese Abschlussplatzierung sowie die Leistung von Runde 2 bis 6 sind Gründe als Team sehr zufrieden auf dieses große Event zu blicken und Tobias darf sich persönlich über seine erste Titelnorm freuen und das im stolzen Alter von 44 Jahren.
Tobias Bärwinkel erzielte mit 4,5/7 am Spitzenbrett eine IM Norm
Knights of Rhodes in der Schönaicher Version