Schönaich II verliert gegen die Sontheimer Altherren
Sekt oder Selters – Aufstiegsblütenträume (Moritz) oder Abstiegsunkenrufe (der Schreiber dieser Zeilen) nach 4:14 Punkten in der Vorsaison hieß es beim Auftaktspiel der Verbandsliga gegen Favorit Sontheim, der in der letzten die Qualifikation für die Oberliga knapp verpasst hat.
Gerhard Junesch (Blitz-DM) und Christian Beyer (zum vierten Mal Deutscher Senioren-Mannschaftsmeister!) waren am Samstag abend lange unterwegs, so dass den Gegnern nicht klar war, wer von diesen beiden aufschlagen würde. Ja, Christian kam. Der Optimismus stieg, als ich sah, dass am Nebenbrett Altkraft Riefner Platz nahm – war der nicht viel weiter hinten gemeldet? (an welchem Brett genau weiß ich nicht, dass unmögliche neue „Nu Ligaportal“ bietet locker 20 Jahre programmiertechnischen Rückschritt …). Pürckhauer meinte dann, der junge Kevin Walter und der sehr junge Neil Albrecht (irgendwas mit Konfirmation) wollten nicht mit den „alten Männern“ spielen, wodurch das Bild dann optisch durch Späthippies geprägt wurde.
Schachlich lief es ok. Keilhack verpasste im 17. Zug die richtige Fortsetzung, wodurch bald die Luft raus war und ein Remisschluss folgte. Am ersten Brett einigten sich die noch kürzlichen Vereinskollegen Beyer und Brückner bei dynamischem Gleichgewicht auf Remis; kurz darauf gewann überraschend schnell der dritte Schönaicher FM, Nils Stukenbrok. Hier hat der in der Vorsaison sehr starke Trepca doch übel gepatzt.
Beim Stand von 2:1 konnte man sehr optimistisch sein. Die Bretter 7+8 standen aussichtsreich. Einzig Kai Giebler an 3 war unter Druck, aber wohl in der Remisbreite.
Leider gingen dann gerade diese beiden Bretter mit York Glienke und Christoph Steinhart verloren – beim Stand von 2:3 gab es aber immer noch gute Hoffnung: Florian Schnadt und Neuzugang Jan Philipp Rechner machten mächtig Druck, bei Kai Giebler war der Remishafen noch in Sicht.
Leider endeten dann alle drei Partien mit dem schlechteren Resultat: remis bei Rechner und Schnadt, Verlust für Giebler. Ein ernüchterndes 3:5 in einem ansonsten jederzeit offenen Kampf auf Augenhöhe. Besonders die Partie von Florian zeigte dabei enormen Kampfgeist; bei einem ganzen Kaleidoskop außergewöhnlicher Stellungsbilder und wechselnder Angriffe. Sicher nicht ohne Fehler, aber super gekämpft!
Damit muss man sich der Realität des Abstiegskampfes stellen und möglichst viele Punkte holen, so lange noch alle starken Spieler an Bord sind.
Die bösen Geister der Vergangenheit
Durch den Start des TSV Schönaich II in der Verbandsliga wehte ein starker Hauch aus 2017. Und wer sich etwas mit der Geschichte des Teams auskennt, weiß, das ist kein gutes Omen! Zur Erinnerung: als frischgebackener Aufsteiger wollte man damals das Aufstiegstripple zum Durchmarsch in die Oberliga klarmachen, doch zum Auftakt gab es statt Euphorie gleich mal den Dämpfer. Gegen den totalen Underdog der Liga aus Erdmannhausen, der im Laufe der Saison wie zu erwarten auch kein Bein auf den Boden bekommen sollte, scheiterte man schwach wie unnötig und „verlor“ das Spiel mit 4:4. Die Parallelen zum heutigen Match sind in der Tat frappierend.
Es beginnt schon vor dem Match damit, dass ein neuer Captain das Ruder übernimmt. Damals bekam Moritz die Verantwortung für die Bundesligareserve übertragen und vermieste sich den Einstand als Mannschaftsführer höchstselbst und auch York erlebte bei seiner Premiere als Captain keinen schönen Sonntag. Zwar ist Grunbach absolut kein Kanonenfutter der Liga, doch mit argen Personalproblemen konnten, beziehungsweise wollten sie nur zu sechst antreten (parallel spielte noch ihre Zweite mit den Ersatzspielern), so dass der TSV bereits vor Spielbeginn mit 2-0 in front lag. Und zu Beginn ging es auch nur in eine Richtung weiter, sage und schreibe 5 der Schönaicher kamen klar vorteilhaft aus der Eröffnung und hatten echte Traumstellungen. Der kurze Gedanke 6 Remis zu bieten und bei Annahme mit einem blitzschnellen 5-3 nach Hause zu gehen, wurde daher verworfen. Nur Harald hatte keine Lust zu spielen, das Remisgebot nahm der Gegner, der in der Eröffnung die Züge vertauscht hatte, gerne an. Alsbald stellte Tristan auf 3,5 Punkte, nachdem er mit einem Opfer von Turm für Läufer und Bauer den gefährlichen Fianchetto-Läufer des Gegners eliminierte und kurze Zeit später undeckbar Matt drohte. Da war es noch sehr gut zu verschmerzen, dass York im Mittelspiel die Stellung falsch öffnete, was der Gegner mit einem schönen Damenopfer für 2 Figuren mit entsprechender Aktivität gekonnt ausnutzte. Kai hatte sich mit genauem Spiel erst einen Mehrbauern erobert und seinen Materialvorteil zwischenzeitlich auf einen ganzen Mehrturm ausgebaut. Leider fand er nicht die richtige Erwiderung auf die letzte Patrone des Gegners in Form eines Königsangriffs, der nach falscher Verteidigung tatsächlich durchschlug. Mit dieser völlig unerwarteten Niederlage wurde es auf einmal brenzlig im TSV Lager, denn auch auf Moritz Brett gab es eine komplette Wendung der Partie. Nachdem sein Gegner einige Züge ein entlastendes Qualitätsopfer ausgelassen hatte, wurde er von Moritz immer weiter hinten reingedrängt, was er mit resignativen Kommentaren seiner Züge begleitete („Da bleibt mir ja gar nichts anderes übrig.“).
Doch dann ließ Moritz mit mehreren schwachen Zügen in Folge erst den Abtausch einer Leichtfigur, dann den eines Turms und schließlich noch den der Dame zu und auf einmal hatte sich die Stellung komplett gewandelt. Der starke Königsangriff (+2) war verpufft und es blieb eine Bauernschwäche im Zentrum, die alsbald nicht mehr zu halten war, genau wie schließlich die Partie. Plötzlich stand es also 3,5-3,5 und Grunbach vor einem völlig verrückten Comeback. Doch diesem im Weg stand noch Nils, der seinen Gegner mit dem starken Läuferpaar immer weiter hinten reindrückte. Obwohl der Gegner mehrfach um Remis bettelte und seinen Frust über die schlechte Stellung an der Uhr abbaute, ließ sich Nils nicht beirren und holte sich schließlich auch noch einen Mehrbauern. In einer starken Abwicklung gab er diesen zurück und kam in ein glasklar gewonnenes Endspiel mit entferntem Freibauern und zentralem König mit seinen starken Läufern. Leider fiel er auf den buchstäblich letzten Trick des Gegners noch herein und übersah eine Springergabel, die die unglaubliche Wende perfekt machte und die Partie in ein doch sehr unverdientes Remis kippte. Man kann also definitiv wieder von einem mit 4-4 verlorenen Auftakt sprechen. Die Mannschaft tut daran, sich jetzt zu schütteln, zu sammeln und sich anschließend wieder auf ihre Stärken zu besinnen, um diesen Fauxpas schnell hinter sich zu lassen. Denn sonst droht die Wiederholung von 17/18, der mit Abstand schlechtesten Saison von Team 2 in den letzten 10 Jahren.
Schönaich II verliert das direkte Abstiegsduell und muss den Gang in die 4. Liga antreten
Der letzte Spieltag der Schach Oberliga wurde wie immer in einer zentralen Endrunde ausgetragen. In Ebersbach gab es 2 direkte Abstiegsduelle zu sehen und in den anderen 3 Matches hatten sage und schreibe 5 Teams noch Chancen auf die Meisterschaft und den damit verbunden Aufstieg in die 2. Bundesliga. In den letzten Spieltagen war die Bundesliga Reserve des TSV mit großen Aufstellungsproblemen dem Abstieg immer mehr entgegen getaumelt, doch für dieses packende Finale gelang es Teamcaptain Moritz Reck alle verfügbaren Kräfte zu bündeln. Das Resultat war, dass Schönaich II mit einem Elo-Schnitt von 2234 nicht nur die beste Formation der eigenen Geschichte an die Bretter brachte, sondern auch von den 10 anwesenden Teams den zweitbesten Schnitt hatte, besser als die beiden führenden Teams in der Tabelle aus Bebenhausen und Schmiden. Das Problem war, dass die Gegner aus Jedesheim mit 2225 den drittstärksten Schnitt hatten, so dass das Abstiegsendspiel auf dem Papier die größte Qualität aufbot. Leider ging es nicht gut los für den TSV, Großmeister Dimitrij Bunzmann, mit einer Zahl von 2446 der stärkste aller anwesenden Spieler, konnte mit schwarz keine Ziele in der Eröffnung kreieren und willigte daher frühzeitig in die Punkteteilung mit seinem Gegner ein. Teamcaptain Reck lehnte mannschaftsdienlich das frühzeitige Remisangebot seines Gegners ab, doch das erwies sich bald als Fehler, denn nach einer falschen Einschätzung wurde er frühzeitig in die Defensive gedrückt. Auch Timur Kocharin und Tristan Petzold fanden nie richtig in ihre Partien und mussten alsbald zum 0,5-2,5 Rückstand aufgeben. Da Schönaich gewinnen musste, um die Klasse zu halten, waren diese 2 Punkte Rückstand schon eine sehr große Hypothek. Doch noch gab es gewisse Hoffnungen, Christoph Menezes, Jan Brunner, Marc Werner und Nils Stukenbrok hatten allesamt gute Stellungen, doch diese dann auch tatsächlich zum Sieg zu bringen, ist natürlich nochmal eine Aufgabe. Und es musstn ja mehr oder weniger alle 4 gewonnen werden, um noch auf 4,5 Punkte zu kommen. Schließlich übersah Stukenbrok ein Opfer des Gegners, dass diesem ein Remis durch Dauerschach garantierte. Im Druck auf jeden Fall gewinnen zu müssen überriss dann auch Menezes seine Stellung, mit seiner Aufgabe stand der Abstieg bei 4 Punkten für Jedesheim bereits fest. Reck hatte sich tatsächlich noch aus seiner bedrängten Stellung herausgekämpft, doch nachdem der Kampf entschieden war, gab man alle 3 laufenden Partien Remis zum Endstand von 2,5-5,5. Das zweite Abstiegsendspiel verlor Stuttgart 2 und begleitet damit Schönaich II beim Weg hinab in die Verbandsliga. Die Meisterschaft sicherte sich Schmiden/Cannstatt in einem Herzschlag Finale mit gleichvielen Mannschafts- und Brettpunkten, auf Grund des unter der Saison gewonnenen direkten Vergleichs mit Bebenhausen. In der zweiten Liga wird man dann nächste Saison unter anderem auf Schönaichs erste Mannschaft treffen.