Am Plattensee unterwegs in Sachen Schach
Harald Keilhack2025-09-22T18:59:02+02:00Vorgestern am Samstag besuchten mein Mitauswanderer IM Matthias Ruf und ich die ungarische „Superliga“, die im benachbarten Heviz – dem bekannten Thermalbadeort – spielte. Ein etwas in die Jahre gekommenes Nobelhotel mit landestypischem Festsaal incl. Kronleuchtern o.ä. Mich zumindest spricht das mehr an als die hiesigen neumodischen Funktions- und „Business“-Lokations. Es war erstaunlich locker, kein Eintrittsgeld, keine Kontrollen. Es waren freilich fast keine Zuschauer zugegen – alles andere, was sonst so rumsprang, dürften Schiris und Mannschaftsführer gewesen sein. Sportlich, wenngleich nicht mit der deutschen Bundesliga vergleichbar, braucht man sich nicht verstecken: die Stars hießen Eljanow, Volokitin, Armin Bassem, Gledura; nebst den ganzen üblichen ungarischen GMs natürlich. Das Starteam von Nagykanizsa, auch vom Europapokal bekannt, wird übrigens vom ungarischen Mineralwasserkönig gesponsort.
Gespielt wird an zehn Brettern, vorgeschrieben ist dabei eine Frau und ein Jugendlicher (kein Senior!); es dürfen maximal zwei Ausländer eingesetzt werden (ja und auch Ungarn ist in der EU, von wegen „Bosman“). Alle Bretter waren fleißig verkabelt und die Partien wurden live auf Chessbase und Lichess übertragen. Darüber hinaus Fehlanzeige: kein Videomaterial, kein Live-Kommentar o.ä. Auf der anheimeligen Terrasse lauschte ich drei Spielern (die fertig waren), die sich darüber unterhielte, ob tschehisches oder deutsches Bier das beste sei.
Hier der Link zur Liga:
https://chess.hu/csapatbajnoksagok/?b=348
Am Sonntag ging es dann selbst ans Brett, mein Debüt für meine neue Heimatstadt Keszthely. Dritte ungarische Liga, entspricht etwa Verbandsliga; gleich gegen eines der schwächsten Teams. Nur an Brett 2, auf eins spielt ein älterer IM, gleichfalls Neuzugang, mit 37 Elopunkten weniger, dazu spielt noch eine WIM an Brett 4 – aber in Ungarn ist man, ebenso wie in Österreich, nun mal sehr auf Titel fixiert. Ebenfalls ein toller altehrwürdiger Festsaal, ok der Boden knirschte ein wenig, und nur eine einzige Toilette ist auch etwas knapp bemessen, aber als Gast meckere ich da nicht. Mein Gegner sprach deutsch – er lebt und arbeitet in Wien und spielt für einen grenznahen Club. Kaum hatte man sich gesetzt, bzw. wartete noch auf zwei Spieler von uns und einen von den Gegnern, waren auch schon zwei ältere Herrschaften an einem hinteren Tisch fertig. Ok, unserer hatte Schwarz, aber 200 Elos mehr.
Trotz weißer Steine holte ich wenig bis nichts aus der Eröffnung und bekam dann, mit nur noch einer guten halben Stunde auf der Uhr, ein Remisangebot. Mit den Ermahnungen von Berufsoptimist Moritz Reck im Ohr spielte ich weiter; und siehe da, schon sein nächster Zug war von Ratlosigkeit geprägt. Es gab dann so eine Art Wolga-Struktur, mit a+b-Bauern von mir gegen seinen c sowie beiderseits e-h am Königsflügel bei fast allen Figuren auf dem Brett. Zäh, aber letztlich nahm mir der Gegner meine komplette Arbeit ab und forcierte ein verlorenes Läuferendspiel. 9:3 am Ende (ich weiß nicht, warum hier 12 spielen statt 10 in der Superliga). Organisation top, Schiri der Durchschlagformulare einsammelt, die Ergebnisse standen sehr schnell im Netz. Kaffee und Wasser gab`s gratis. Der Hauptkonkurrent gewann gar 11:1, und wie ich lernen mußte, zählen hier zuerst die Brettpunkte.
Die Liga („Spartacus Spotkör“): https://chess.hu/csapatbajnoksagok/?b=356
Kurzbericht auf der Clubhomepage (das Bild ist Fake bzw. nicht von gestern, ich hab ein anderes genommen):
Am 19.10. ist das nächste Spiel.