Die Voraussetzungen für ein besseres Ergebnis beim Europacup als im letzten Jahr in Albanien waren bereits vor dem Turnierstart schlecht. Als die erneute Teilnahme feststand, waren die beiden Spitzenspieler Tobias Kölle und Marius Deuer schon anderweitig verplant, Kölle spielte das U25 Open in Berlin und Deuer war bei einem der besten Turniere in Deutschland am Tegernsee gemeldet. Ersetzt wurden sie von Altmeister Thomas Hickl und der neuen Nachwuchshoffnung Jan Rechner. Dazu waren im Team wie letztes Jahr Christian Beyer, Harald Keilhack, Nils Stukenbrok und Kapitän Moritz Reck. In dieser Konstellation lag man in der Setzliste nicht wie im letzten Jahr in der oberen Hälfte, sondern stattdessen im letzten Viertel. Somit waren 2 Niederlagen zum Auftakt gegen stärkere Gegner auch keine Überraschung. In Runde 3 ging es gegen die Spanier von Alcorcon und auch hier zeigte sich das Fehlen der Spitzenspieler. Im Jahr zuvor hatte man mit 4-2 die Oberhand behalten, doch dieses Mal gelang nur dank der Ausdauer von Hickl ein mühsames Unentschieden. Als in Runde 4 noch eine Niederlage gegen die Außenseiter aus Enis in Irland hinzukam, war das Team zunächst am Boden. Es folgte jedoch ein Sieg gegen die Gastgeber aus Vrnjacka Banja und in der sechsten Runde gab es das nächste Wiedersehen mit alten Bekannten. Gegen Differdange aus Luxemburg gab es im letzten Jahr eine sehr unnötige und daher schmerzhafte Niederlage in der sechsten Runde, die alle Träume auf eine Top20 Platzierung platzen ließ. Leider wiederholte sich die Geschichte, wenn auch dieses Jahr deutlich weiter unten im Tableau. Trotz gutem Spiel gingen die Schönaicher an ihren Chancen vorbei und mussten sich schließlich mit 4-2 geschlagen geben. Nach einem abschließenden Unentschieden gegen die Albaner aus Butrinti beendete man das Turnier auf einem enttäuschenden 76. Platz. Beyer hatte am ersten Brett einen schweren Stand und holte nur einen Punkt, Keilhack gewohnt solide mit 3,5, Hickl kam auf 3 und Stukenbrok erzielte mit einem starken Schlussspurt ebenfalls noch 3,5 Punkte. Rechner zeigte sich insbesondere in der Eröffnung auf Augenhöhe mit der starken Gegnerschaft, im Endspiel merkte man aber leider doch noch öfter die fehlende Erfahrung, so dass es nur zu 2 Punkten reichte. Und auch der Plan das Kapitän Reck das Team mit Siegen an Brett 6 tragen kann ging nicht wirklich auf, seine 4 Punkte entsprachen am Ende auch nicht den Erwartungen.

Schönaich in der zweiten Runde gegen Wasa aus Schweden

Deutlich erfreulicher war das Abschneiden von Marius Deuer am Tegernsee. Nach 3 Auftaktsiegen als Favorit konnte die 16-jährige Nachwuchshoffnung in der vierten Runde mit dem indischen Großmeister Venkataraman zum ersten Mal überhaupt einen Spieler mit 2600 Elopunkten besiegen. Und das auch noch in einer äußerst sehenswerten Partie, in der Deuer mit einem korrekten Opfer seinen Turm für einen Springer gab und damit seine Bauern schließlich erfolgreich zur Umwandlung brachte. Es folgten 3 souveräne Remis gegen die Großmeister Jumabayev, Vogel und Piorun und nach einem weiteren Sieg in Runde 8 gab es für Deuer in der Schlussrunde das Duell mit dem deutschen Nationalspieler Dimitrij Kollars. Um seine erste Norm für den Großmeistertitel musste Deuer mindestens ein Remis holen und auch diese Aufgabe meisterte er souverän. Am Ende konnte er sich neben diesem wichtigen Schritt zum Titel auch noch über den vierten Platz im hochkarätig besetzten Feld freuen.

Marius bei der Siegerehrung mit seiner ersten GM-Norm. Herzlichen Glückwunsch!