Nach dem letztlich doch durch einen Rückzug geschafften Klassenerhalt stand in Schönaich eine wahre Herkulesaufgabe an. Einige Spieler hatten sich nach dem sportlichen Abstieg bereits mit anderen Vereinen geeinigt, bei anderen entschied man sich beidseitig für eine Veränderung. Dadurch verzeichnete man letztlich 7 Abgänge, im 17 Mann starken Kader also knapp die Hälfte. Doch der Aderlass war nicht nur quantitativ, 6 der Abgänge spielten an den Brettern 1 bis 7, daher war es auch qualitativ ein großer Verlust, den man auffangen musste, um in der neuen Saison realistische Chancen auf den Klassenerhalt zu haben.

Letztlich gelang dies sogar besser als erwartet, am Ende stehen 9 Neuzugänge auf der Habenseite und damit wieder mal eine richtig gute Wechselperiode, besonders unter diesen schwierigen Vorzeichen. Bereits frühzeitig standen die jungen internationalen Meister Daniel Garcia Ramos aus Barcelona und Loic Travadon aus Paris, sowie Tobias Bärwinkel von Zweitligist Remagen und Jungtalent Noah Geltz, der bereits Europapokalerfahrung hat, als Neuzugänge fest. Doch dann stockte die Suche einige Zeit und der Glauben an einen erfolgreichen Abschluss schwand immer mehr. Beim Schachturnier in Stuttgart begann jedoch die Wende zum Guten, als der amerikanische Großmeister Bryan Smith einem Wechsel nach Schönaich zustimmte und schließlich gelang noch der größte Wurf dieses Sommers, das 17-jährige schwedische Supertalent Edvin Trost suchte einen Verein in Deutschland und wird künftig die schönaicher Farben tragen. Damit war die Suche eigentlich schon abgeschlossen und die Abgänge adäquat ersetzt. Doch kurz vor dem Ende der Wechselfrist kam die Anfrage des erst 10-jährigen deutschen Supertalents Yunqi Li, der bereits 2023 seine 2 Jahre älteren Konkurrenten dominierte und sich den deutschen Meistertitel U10 sichern konnte. Da in Schönaich großer Wert auf gute Jugendarbeit gelegt wird, war es klar, dass für ihn ein weiterer Platz im Kader geschaffen wird und der eine oder andere arrivierte Spieler dafür auch mal aussetzt. Außerdem bekamen im Zuge einer Kooperation mit dem Schachclub Karlsbad noch 2 junge tschechische Talente einen Kaderplatz, so dass der schönaicher Kader mit 6 Jugendlichen mal wieder eine sehr hohe Jugendquote aufweist.

Wie sehr manche Abgänge schmerzen werden, zeigte sich einmal mehr im Viertelfinale des Pokals gegen Drittligist Heilbronn. In seinem letzten Spiel für den TSV filetierte Tobias Kölle den Heilbronner Spitzenspieler Enis Zuferi regelrecht, schon ausgangs der Eröffnung war klar, dass Tobias das wichtige Spitzenbrett bei klarem Vorteil auf dem Brett und der Uhr für uns gewinnen würde. Damit benötigte man aus den übrigen 3 Partien nur noch einen Punkt. Die Heilbronner hatten zwar alles aufgefahren und waren daher an den 3 Brettern theoretisch favorisiert, doch so richtig konnte man davon zunächst nichts sehen. Nils Stukenbrok stand die ganze Partie über aktiver und gab sein vorteilhaftes Doppelturmendspiel schließlich Remis, um dem nötigen Punkt näher zu kommen. Chris Beyer versuchte ausgangs der Eröffnung in seiner bereits etwas vorteilhaften Stellung zu zaubern und übersah leider einen Zwischenzug, den Rest spielte der Gegner dann gekonnt zu Ende. Doch eigentlich sollte das kein Problem sein, denn Kapitän Moritz Reck stand die ganze Partie über angenehm und gelangte schließlich mit einem korrekten Qualitätsopfer sogar klar in Vorteil. Leider ließ er unnötigerweise ein Gegenopfer zu, nach welchem er zwar einen Mehrbauern hatte, die Stellung jedoch wieder sehr kompliziert wurde. Schließlich beendete ein böser Einsteller die Partie abrupt zur mehr als vermeidbaren 1,5-2,5 Niederlage. Damit reiht sich das Match ein in die lange Liste der ärgerlichen und unverdienten Niederlagen im Pokal, weswegen dieser tatsächlich noch nie nach Schönaich ging und das jetzt auch zumindest noch ein weiteres Jahr nicht tun wird.

Tobi hat einen Bauern für starke Initiative gegeben, doch welche Linie soll er für seinen Turm öffnen? Das starke fxg3 öffnete die f-Linie und dort sollte Tobis Turm nach der Rochade alsbald die e und f Bauern ausknipsen und das Spiel entscheiden.

 

Mit Lh8 wurde der Plan von Moritz vorbereitet und obwohl der Gegner davon ausging, dass Sg7 durch den Springer auf e4 verhindert wird, ist es hier genau der richtige Zug. Es folgte Sf6 Schach und Kf7 wäre mit Ausgleich möglich gewesen. Doch mit dem Qualitätsopfer Txf6 gelangte Moritz sogar in klaren Vorteil, der f und der h Bauer fallen zwingend und alle schwarzen Figuren entfalten ihre volle Kraft.

Hätte Moritz hier mit Kf7 das Gegenopfer auf g6 nicht zugelassen, wären wir wohl im Halbfinale. Beide Spieler hatten mit der Fortsetzung Sg3 Sxh4 Lxc8 Dxc8 Sxh5 gerechnet, woraufhin Df5 den schwarzen Vorteil manifestiert. Einzige Chance für weiß auf Ausgleich nach Kf7 wäre das Turmopfer Txg6 gewesen, doch das hätte der Gegner mit 2 Minuten auf der Uhr vermutlich nicht gefunden.