Nach dem misslungenen Auftakt gegen Sontheim musste beim wegen des Europacups verlegten Zweitrundenspiel der Verbandsliga gegen Spvgg Böblingen unbedingt ein Sieg her. Um es kurz vorwegzunehmen: Dies gelang auch, und der Sieg war zu keiner Zeit gefährdet. Im Gegenteil, bei 1½ weggeschmissenen Punkten an den Brettern 4 und 6 hätte er durchaus höher ausfallen dürfen.
Durchaus inspiriert starteten die Europacup-(Nicht-)Helden. Nils Stukenbrok erhielt nach gegnerischer Experimentaleröffnung gleich großen Vorteil. Harald Keilhack konnte bis Zug 17 auf Theorie- und danach noch auf Strukturkenntnisse zurückgreifen. Hingegen war Christian Beyer schon im 9. Zug out of book, zündete dann aber seine unwiderstehliche kreative Ader. Gerhard Junesch an 1 streute bei seinem Caro-Kann – bekanntlich eine der langweiligsten Eröffnungen – genau das richtige Maß an Provokation ein. Kai Giebler und Nerz wechselten im Schotten gleichfalls etliche Theoriezüge, später schwand dann bei Schwarz das Maß für Feinheiten („welcher Turm gehört nach e8?“).
An 5 und 8, mit Florian Schnadt und Jürgen Koch auf unserer Seite, wurde „langweilig“ Slawisch- bzw. Französisch-Abtausch geübt. In beiden Fällen agierten die Weißspieler in der Folge zu defensiv; Schnadt leitete zu einer Isolanistellung über, Koch verlor mehr und mehr Raum.
Als Erster gewann dann Mannschaftsführer York Glienke, der seine indische Struktur vollstreckte. Damit waren die Zeichen auf Sieg gestellt – Giebler stand auf Gewinn, Keilhack und Beyer immer besser … objektiv waren die fast absurden Verwicklungen bei Christian Beyer zunächst nicht wirklich gut, doch der Gegner wurde konsequent schwindlig gespielt und musste bereits nach 23 Zügen aufgeben. Nachher sprudelten die Varianten aus Christian nur so heraus – und siehe da: sehr viele, wenn auch nicht alle, stimmten laut Stockfish sogar!
Einen Rückschlag gab es dann an Brett 4: Giebler hatte bereits eine ganze Mehrfigur, für pure Schwindelchancen; dazu viel Zeit auf der Uhr und sein Gegner war in hochgradiger Zeitnot. Aber plötzlich schauten drei schwarze Figuren f2 an, während die weiße Dame weit im Abseits stand. Als Beschwichtigungs-Köder bot Giebler seinen Turm a1 an, um dort dann die schwarze Dame zu fangen. Dies gelang nur zum Teil: die schwarze Dame opferte sich, doch anschließend musste die weiße ebenso dran glauben!
2:1, und kurz darauf 3:2 bei den beiden Abtauschvarianten-Spezialisten: Florians Initiative setzte sich durch, während bei Jürgen Koch im Springerendspiel ein schwarzes Springeropfer den Bauerndurchbruch erzwang – eben der Raumvorteil.
Derweil stand Nils Stukenbrok gemütlich auf Gewinn. Keilhack schob, vom König unterstützt, seine Freibauern auf e und f vor. Der Gegner hatte dafür zwei c- und einen a-Bauern und lag im Rennen sichtlich hinten. Im Backgammon hätte man da noch mit ein oder zwei Päschen etwas „drehen“ können, aber Schach funktioniert leider – oder Gott sei Dank – anders. Bei Gerhard Junesch wurden kurz vor der Zeitkontrolle Zugwiederholungen angetäuscht, in deutlich verschärfter Stellung. Irgendwie ging es dann aber doch weiter.
Nach der Zeitkontrolle folgte Harald Keilhacks Sieg zum 4:2. Nils Stukenbrok hatte in einem harmlosen Endspiel Läufer und zwei Bauern mehr. Plötzlich musste er aber einen Turm geben, um Dauerschach zu vermeiden!? Mit anschließend zwei Bauern für die Qualität hatte er bei verschärfter Lage immer noch Vorteil, doch letztlich Remis – ebenso wie am Spitzenbrett, wo sich alles in Wohlgefallen auflöste.
Schachlich war diesmal vor allem an den ersten vier Brettern viel geboten, mit etlicher Kreativität und originellen Stellungsbildern. Und bei Beyer und Keilhack ist nach ihren ersten Verbandsligasiegen für Schönaich hoffentlich der Knoten geplatzt.